Restaurierung antiker Möbel und Objekte

Antike Möbel sind ein Stück erhaltenswerte Kulturgeschichte. Sie verbinden handwerkliches Können mit erlesenen Materialien und erfreuen uns auch heute noch durch Ihre Eleganz und Anmutung und geben daher jeder Einrichtung eine individuelle Prägung.

Die Restaurierung von antiken Möbeln erfordert neben traditionellem handwerklichen Können auch sichere Fachkenntnisse in der Kunstgeschichte und Stilkunde. Die Ausführung der Arbeiten erfolgt fast ausschließlich in Handarbeit und erfordert äußerste Sorgfalt und Geduld.

Wir rekonstruieren fachgerecht und detailgetreu. Dabei kommen in unserer Werkstatt spezielle, heutzutage nur noch selten angewendete handwerkliche Techniken, wie die Herstellung klassischer Holzverbindungen von Hand, das Furnieren mit Haut- und Knochenleim sowie die Schellackpolitur zum Einsatz.

Bei der Oberflächenbehandlung achten wir darauf, die alte Patina des Stückes zu erhalten, um den Charakter und die „Geschichte“ des Möbels zu bewahren.

Langjährige Erfahrung, kontinuierliche Weiterbildung und unsere Leidenschaft für antike Möbel machen unseren Betrieb zu einem kompetenten Partner für Ihre Möbelrestaurierung.

Antiker Küchenschrank aus Fichtenholz

vorher
nacher

Antiker Sekretär aus Birkenholz

vorher
nachher

Restaurierung einer marketierten Tischplatte

mit der mythologischen Darstellung einer Schäferszene mit Diana und Aktaion, umrahmt von einer Kartusche, floralen Motiven

Datierung: Aus dem dritten Viertel des 18. Jahrhunderts (Festtonartige Dekorationen im Randbereich)

Überlieferte Herkunft: möglicherweise aus dem Brandenburgischen; höfisches Möbelstück.

Maße: 132 x 86 x 2,4 cm.

Material

Die einseitig furnierte, längsrechteckige Tischplatte mit eingezogenen Viertelkreisecken besteht aus
einer Marketerie von verschiedenen Hölzern und Tierknochen und ist von einem querfurnierten
Nussbaum-Fries umrahmt. Die Plattenkante ist als Stabprofil ausgearbeitet.

In der Decklage überwiegt Nussbaum- bzw. Nussbaummaserfurnier, mit einer vorhandenen
Furnierstärke zwischen 0,5 und 1,5 mm. Die Bereiche der Darstellung, von denen man ausgehen
kann, dass sie heller erscheinen sollten, sind mit Knochenplättchen ausgelegt; hierfür wurde das
Blindholz auf eine Tiefe bis zu 5 mm ausgehoben.

An einigen Stellen wurden auch Birken- oder Ahornfurniere eingelegt, die mit einem gleichmäßigen
hellbraunen Überzug versehen wurden. Hier wurde die Darstellung durch eine lineare Zeichnung mit
schwarzer Tusche vervollkommnet, auf den Knocheneinlagen sind die gravierten motivischen
Lineaturen mit schwarzem Füllstoff versehen.

Zustand der Tischplatte vor der Restaurierung

Durch alle Furnierschichten und das Blindholz ziehen sich Längs- und Querrisse entlang der
Brettfugen, die auf klimatisch bedingte Schrumpfungsprozesse zurückzuführen sind.

Viele Furnierstücke und etwas weniger als die Hälfte der in der Marketerie verwendeten Plättchen aus
Tierknochen fehlen in der Decklage. An vielen Stellen haben sich Kürschner gebildet (Lufttaschen
zwischen Furnier- und Blindholz). Vom Holz der Profilleiste fehlt etwa ein Viertel. Durch mechanische
Beanspruchung entstanden Schäden in der Lackschicht, Kratzer und Abplatzungen; die Oberfläche ist
vergraut. Der Lack ist craqueliert.

Durch mechanischen Abrieb sind viele Furnierflächen bis zum Blindholz hin zerstört.

Im Bildzentrum befinden sich rote Farbreste, die nicht ursprünglich dazugehören.

Restaurierungsschritte

Die noch passende Risse in der Grundplatte wurden gesäubert und mit PVAc-Leim verleimt. Größere
Schwundrisse wurden längsseitig auf der Unterseite der Platte mit Fichtenholz ausgespänt.

Schwundrisse auf der Deckseite wurden mit passgenau gefertigten Furnieren und Holzleistchen aus
altem Nussbaum- oder Birkenholz gefüllt.

Die Kürschner wurden aufgeschnitten und mit Knochenleim unter Druck niedergelegt. Fehlstellen in
der Furnierfläche wurden gesäubert und ihrer Form nach mit alten, aus antiken Möbelteilen
stammenden, noch mit Schellackpolitur versehenen, und in Folge dessen farbstabilen Furnieren
flächenbündig und passgenau geschlossen.

Wo Knochenplättchen fehlten, wurden Ersatzstücke aus Rinderknochen angefertigt und ebenso
passend eingesetzt. Nach dem Einleimen der Knochen wurden Höhenunterschiede auf das Niveau der
Originalteile mit der Ziehklinge planiert.

Die Fehlstellen in der Profilleiste wurden mit massivem Nussbaumholz ergänzt und anschließend mit
Putzhobel, Hohleisen und Ziehklinge profiliert, geschliffen und gebeizt.

Kleine Risse wurden mit gefärbtem Wachs ausgegossen.

Die eingesetzten Hölzer wurden mit Wasserbeize gefärbt und kleinteilig retuschiert. Die
Knochenoberflächen erhielten weder Gravur noch zeichnerische Ergänzungen. Die roten Farbspuren
konnten mit Aceton entfernt werden, ohne dass dabei die Schellack-Politur angelöst wurde.

Um eine Haftung zwischen der vorhandenen Politur und dem neuen Wachsüberzug zu gewährleisten
erfolgte ein Zwischenschliff mit äußerst feinem Schleifvlies. Zuletzt wurde der Überzug aus einem
wachshaltigem Öl aufgetragen (Fa. Leinos, Hartöl spezial) und mit dem Ballen poliert.

Mythologische Darstellung einer Schäferszene mit Diana und Aktaion
Barock 18. Jahrhundert

Neunutzung als Tisch

Zum Schutz der Marketerie wurde passgenau eine Glasplatte angefertigt. Da das ursprüngliche
Tischgestell nicht mehr zu rekonstruieren war, erhielt die Platte vier Beine aus verchromten Stahlrohr.

Göttingen, am 9. Oktober 2002